Erster Warnstreik seit Bestehen des Unternehmens
Erster Warnstreik seit Bestehen des Unternehmens
Vierstündiger Warnstreik beim Textildienstleister Mewa Textil-Service in Manching
Manching, 07.06.2023. Am vergangenen Mittwoch hat die IG Metall die Beschäftigten bei der MEWA
Textil-Service AG & Co am Standort in Manching zum ersten Mal seit Bestehen des Unternehmens zu
einem Warnstreik aufgerufen. 380 Beschäftigte aus der Früh- und Spätschicht legten Punkt 12 Uhr
die Arbeit nieder und versammelten sich vor dem Werksgelände zu einem vierstündigen Warnstreik.
Die IG Metall Vertrauensleute bei Mewa zeigten sich aufgrund der großartigen Beteiligung, der guten
Stimmung und dem starken Selbstbewusstsein ihrer Kolleginnen und Kollegen sichtlich begeistert
und zufrieden. Marco Kunz, Politischer Sekretär der IG Metall Ingolstadt, berichtet: „Die Hallen waren
leer und nahezu alle Beschäftigten aus allen Bereichen haben sich am Warnstreik beteiligt. Sogar die
Lkw-Fahrer haben ihre Auslieferungen abgebrochen und sind zurück nach Manching gefahren, um so
von ihrem Recht auf Warnstreik Gebrauch zu machen“. Besonders erfreut war der Gewerkschafter
darüber, dass die Beschäftigten aus der Frühschicht weiter über das Ende ihrer regulären Arbeitszeit
hinaus, beim Warnstreik geblieben sind.
Unter dem Motto „Sauber bleiben mit Tarif“ fordert die IG Metall für die Beschäftigten der Textilen
Dienste in den bundesweiten Tarifverhandlungen eine dauerhafte Anhebung der Entgelte um acht
Prozent, jedoch mindestens um 300 Euro, dies bei einer tarifvertraglichen Laufzeit von zwölf
Monaten. Die Fortsetzung der Regelungen zur Altersteilzeit zu verbesserten Konditionen und dem
tariflichen Kurzarbeitergeld sowie eine finanzielle Angleichung der Entgelte für die Beschäftigten in
Ostdeutschland an das Entgeltniveau in Westdeutschland, sind weitere gewerkschaftliche
Forderungen in dieser Tarifrunde.
Die Arbeitgeber bieten für 2023 eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von insgesamt 1.000 €
netto. Ab dem 01.01.2024 sollen dann die Löhne und Gehälter im Osten um 140 € brutto und im
Westen um 110 € brutto steigen. Ab dem 01.01.2025 soll es in einer zweiten Stufe 110,61 € brutto
mehr im Osten und 75 € brutto mehr im Westen geben. Alles als Festbetrag – also für alle gleich. Bei
der Laufzeit bleiben die Arbeitgeber bei 27 Monaten. Die Altersteilzeit ist weiterhin nicht Teil des
Verhandlungsangebots. Auch einer echten Angleichung Ost an West versperren sich die Arbeitgeber
nach wie vor.
Wirtschaftlich steht die Branche stabil da – die Auftragslage sieht positiv aus. Die Textilen Dienste
sind wirtschaftlich neben dem Hotel- und Gastgewerbe und dem Gesundheitswesen stark von dem
verarbeitenden Gewerbe abhängig. Die Geschäftserwartungen in der Industrie sind optimistisch,
davon profitieren auch die Textilen Dienstleister durch neue Kunden und erhöhte Trägerzahlen. Der
Wäscheverbrauch in der Pflege und den Krankenhäusern wächst kontinuierlich.
Von der guten Ausgangslage merken die Beschäftigten wenig. Die immens gestiegene Teuerungsrate
führt aktuell zu einem Reallohnverlust der Beschäftigten. Über 40 Prozent der Beschäftigten in den
Textilen Diensten verdienen nur knapp über dem Mindestlohn. „Die Beschäftigten sind stink sauer“ und das, laut Kunz, zu Recht. „Die Eigentümerfamilie von Mewa hat allein in den letzten 4 Jahren ihr
Vermögen deutlich gesteigert. Erwirtschaftet haben diesen Gewinnzuwachs vor allem die
Beschäftigten, aus diesem Grund sind unsere Forderungen absolut gerechtfertigt“, so Kunz weiter.
Die nächste Tarifverhandlung ist für den 12. Juni in Leipzig geplant. Die IG Metall hat bis dahin bereits
weitere bundesweite Warnstreiks in dieser Branche angekündigt.