Titelthema: K-Einbruch ist das Ziel. Die Gefahr eines Wohnungseinbruchs lässt sich verringern
Eigentlich sieht die Statistik der Bayerischen Polizei gar nicht so schlecht aus: Etwas mehr als die Hälfte der 2.844 begangenen Wohnungseinbrüche in Bayern wurden 2022 vorzeitig abgebrochen (bundesweit 65.908). Sei es, weil die Einbrecherinnen oder Einbrecher beim Bruch überrascht wurden oder weil die Sicherungsmaßnahmen an Wohnung oder Haus nicht auf die Schnelle zu überwinden waren. Denn auf die Schnelligkeit wird gesetzt: Ein Einbruch dauert in Deutschland in der Regel nicht mehr als fünf Minuten. Dauert es länger, dann ist die Gefahr, erwischt zu werden, deutlich höher. Dabei ist es unerheblich, um welche Art Haus oder Wohnung es sich handelt und wo es sich örtlich befindet. Meist wird dabei über leicht erreichbare Fenster und Wohnungs- bzw. Fenstertüren eingestiegen. Dabei spielt die Tages- und Nachtzeit fast keine Rolle mehr: Schon eine kurze Abwesenheit für Schule, Einkauf oder Besuche genügen. Ein Drittel aller Einbrüche passieren tagsüber. Insgesamt entstand 2022 ein Schaden von über 206 Millionen Euro (nur Diebesgut/Beute).
Wohnungen und gerade Mehrfamilienhäuser bieten Einbrechern viele Ansatzpunkte, um einen Einbruch erfolgreich abzuschließen: Offene Fenster im Erdgeschoss, einfache Schließanlagen, Kellerabgänge und vieles mehr. Aber machtlos steht niemand einem drohenden Einbruchsversuch gegenüber. Neben allgemeinen Tipps der Polizei zur Prävention gibt es über die polizeilichen Beratungsstellen die Möglichkeit, ganz auf die persönliche Situation zugeschnittene Empfehlungen zu erhalten.
Einbruchsprävention
Tipps rund um Haus und Wohnung
Welche Maßnahmen kann ich ergreifen? Wie hoch sind in etwa die Investitionskosten und gibt es Fördermöglichkeiten? Sicherungen auf dem neuesten Stand der Technik bieten zum Beispiel Alarmanlagen und ein Smart Home. Gerade in der jetzt bevorstehenden dunklen Jahreszeit steigt die Gefahr für Wohnungseinbrüche wieder an. Dieser Gefahr begegnet die Polizei mit Präventionsaktionen. So werden Flyer mit Verhaltenstipps verteilt und die Bewohner werden direkt an ihrer Haustüre von uniformierten Kolleginnen und Kollegen angesprochen, informiert und sensibilisiert. 2022 haben die Mitarbeiter der Beratungsstelle knapp 60 Beratungen und Vorträge in der Region 10 durchgeführt. Der Leitsatz der Einbruchsprävention ist „Mechanik vor Elektronik“. Elektronische Einbruchsicherungen wie EMA (Einbruchmeldeanlage) oder VÜA (Videoüberwachungsanlage) können eine sinnvolle Ergänzung zur mechanischen Sicherung sein, ersetzen diese allerdings nicht. Im Gegensatz zu einer EMA kann eine VÜA keinen Einbruch verhindern, sondern dient eher der Abschreckung und im Falle eines Einbruchs der Polizeilichen Beweissicherung.
Wer sich über einen Profieinbrecher und seine speziellen Methoden informieren möchte, sollte sich die kleine, mehrfach ausgezeichnete Filmreihe über den fiktiven Einbrecherkönig „Die Elster“ auf seinen chaotischen Beutezügen ansehen. Wie Einbrecher Fenster aufhebeln oder Türen mit einer Limo-Flasche knacken – die Elster führt die Tricks seines Berufsstandes in der Serie unterhaltsam vor. Zudem informieren die sechs Kurzfilme dabei über Möglichkeiten zur Einbruchsprävention.
Die wichtigsten Tipps der Polizei
- Verschließen Sie Fenster, Balkon- und Terrassentüren!
- Vorsicht: Gekippte Fenster sind leicht zu öffnen!
- Wenn Sie Ihren Schlüssel verloren haben, wechseln Sie umgehend den Schließzylinder aus!
- Ziehen Sie die Tür nicht nur ins Schloss, sondern schließen Sie immer zweifach ab – auch wenn Sie Haus oder Wohnung nur kurzzeitig verlassen.
- Deponieren Sie Ihren Haus- der Wohnungsschlüssel niemals draußen. Einbrecher kennen jedes Versteck!
- Rollläden sollten zur Nachtzeit – und nach Möglichkeit nicht tagsüber – geschlossen werden. Sie wollen ja nicht schon auf den ersten Blick Ihre Abwesenheit signalisieren.
- Lassen Sie bei einer Tür mit Glasfüllung den Schlüssel nicht innen stecken.
- Öffnen Sie auf Klingeln nicht bedenkenlos, sondern zeigen Sie gegenüber Fremden ein gesundes Misstrauen. Nutzen Sie Türspion und Sperrbügel (Türspaltsperre).
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Kommentar
Machen Sie es Einbrechern schwer!
Auch, wenn es in Ingolstadt 2022 nur 32 erfasste Wohnungseinbrüche waren (2013 noch 132) und davon auch nur zwölf Vollendungen, nicht errechnet werden kann der seelische Schaden, der nach der Entdeckung eines (versuchten) Einbruchs entsteht: Viele Menschen fühlen sich zuhause nicht mehr sicher.
Nach Angaben der Versicherungswirtschaft haben in 42 Prozent aller Fälle die Täter die Wohnung verwüstet, bei über 68 Prozent wurde in persönlichen Dingen gewühlt. In jedem fünften Fall waren die Bewohner anwesend; zu einem direkten Kontakt mit den Tätern kommt es jedoch nur bei etwa vier Prozent aller Einbrüche. Beinahe jedes vierte Einbruchsopfer steht aber noch mindestens zwölf Monate nach einem Einbruch unter Stress und Anspannung, jedes fünfte berichtet von Angstgefühlen und Schlafstörungen. Allein schon deshalb sollten Sie die vielen Informationsangebote und Fördermöglichkeiten prüfen, gerade Ihrer seelischen Gesundheit und einem guten Schlaf zuliebe.