Mit der Wasserstoff-Ape durch die Fußgängerzone
Wie sehr das Thema Wasserstoffantrieb bewegen kann, zeigte der Andrang beim ersten Wasserstoff-Aktionstag in Ingolstadt. Das Vertikal, die Informationsstelle für die Zukunft der Fortbewegung in der Ludwigstraße platzte aus allen Nähten – und das an einem ganz normalen Mittwoch Nachmittag.
Wie entsteht Wasserstoff, wie kann er gespeichert werden, wie effektiv ist ein Wasserstoffantrieb, wie weit sind Forschung und Entwicklung… Fragen über Fragen, die vor Ort von Experten beantwortet wurden. So erläuterte z.B. Christian Geisbauer, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungszentrum Carissma der THI, wie die Elektrolyse eigentlich funktioniert – ein kleines Labor, das auch im Unterricht an der Hochschule eingesetzt wird, hatte er gleich mit dabei. Wie das mit den seltenen Erden sei, wollte da ein Besucher von ihm wissen. Bei einem Wasserstoffmotor würden diese nicht benötigt, erklärte der Fachmann. Dafür komme zum Beispiel – noch – teures Platin zum Einsatz. Im Übrigen befänden sich auch in den Batterien für Elektroautos keine seltenen Erden, wohl aber in anderen Bauteilen eines E-Autos.
Solche Aha-Effekte gab es immer wieder bei diesem Aktionstag, der auch eine Podiumsdiskussion mit Experten von Stadt, Technischer Hochschule und der Clean Energy Partnership über die Zukunft des Verkehrs beinhaltete. Am Vormittag hatten geladene Gäste bereits das Wasserstoffkonzept „IN2H2“ diskutiert, dessen Ziel es ist, die Wasserstoffmobilität zu fördern und auch die kommunale Fahrzeugflotte dahin gehend auszubauen.
Der Hingucker des Tages war aber ein Gefährt, das man nicht unbedingt mit Umweltfreundlichkeit und alternativem Antrieb in Verbindung bringen würde. So eine Ape steht ja nun eher für knatternde Fahrerlebnisse mit reichlich Abgasausstoß. Die Ape, die die Firma Bertrandt vor dem Vertikal präsentiert, war aber unerhört anders. Und das im wahrsten Sinne, denn hören konnte man sie mit ihrem Wasserstoffmotor nicht. „Die Hupe ist wichtig,“ meinte dazu auch Thomas Krabatsch, Abteilungsleiter für Motormechanik/Triebstrang bei Bertrandt. Weitaus wichtiger aber ist das technische Knowhow inkl. Brennstoffzelle, dass in diesem kleinen, dreirädrigen Gefährt mit seinen 4 kW Leistung steckt.
In Sachen Reichweite kann sich diese Ape sehen lassen: 60 Kilometer mit Wasserstoff + 60 Kilometer elektrisch = 120 Kilometer Reichweite. Die möchte man in diesem kultigen, aber doch auch eher komfortarmen Fahrzeug gar nicht fahren müssen. Aber mal eben etwas holen oder liefern – warum nicht? Mit einer Ausnahmegenehmigung „im Gepäck“ durfte die Ape anlässlich des Wasserstoff-Aktionstags auch ein paar Runden in der Fußgängerzone drehen und Testfahrerin Hannah Glatz war ganz begeistert: „Sehr cool. Man hört gar nichts. Und es beschleunigt richtig gut.“