Alf Lechner – Zum 100. Geburtstag des vielseitigen Künstlers, der nicht nur Tonnen bewegte

Am 17. April jährt sich der Geburtstag des Künstlers, dessen monumentale Skulpturen das Stadtbild in Ingolstadt prägen. Ein guter Anlass, sich mit dem Stahlgroß-Bildhauer zu beschäftigen. Dazu bietet das Alf-Lechner-Museum in Ingolstadt bis 14. September 2025 eine Retrospektive seiner künstlerischen Entwicklung. Und in seiner letzten Wirkungsstätte, in Obereichstätt, ermöglicht die Ausstellung „Alf Lechner: Der Mensch, der Künstler, das Leben“ im Papierhaus des Skulpturgartens einen sehr persönlichen Einblick. Seiner Witwe Camilla war es ein Anliegen, mittels bisher unveröffentlichter Fotos, Zeichnungen und Werke die vielen Facetten ihres Mannes zu zeigen. Denn normalerweise assoziiert man mit dem Künstler überdimensionale, tonnenschwere Werke. In den filigranen Zeichnungen entdeckt man neue Seiten am Lechner und erfährt viel über seine bewegte Vita: Von 1940 bis1950 hat er beim Alf Bachmann am Starnberger See Maler gelernt. In den Jahren 1950–1960 war er als Maler, Grafiker und Industriedesigner tätig. Eines Tages inspirierte ihn ein Zahnarztbesuch zu der Entwicklung der Operationsleuchten für Zahnärzte, die er sich hat patentieren lassen und die er in seiner Firma Litema (Lichttechnik und Metallverarbeitung) produzierte. Dies verdeutlicht die Vielseitigkeit seiner Fähigkeiten.

Wenn man sich verdeutlicht, dass er sich mit 70 Jahren auf das Abenteuer des Umbaus eingelassen hatte, wird unglaubliche Energie und sein Pioniergeist deutlich. Das ehemals königlich bayerische Hüttenwerk in Obereichstätt, das er 1999 erwarb, hat ihn so beeindruckt, dass er die enormen Herausforderungen nicht nur trotz seines fortgeschrittenen Alters, sondern auch trotz der Tatsache, dass er bereits durch eine schwere Krankheit gezeichnet und auf den Rollstuhl angewiesen war, annahm. Aber das 23.000 Quadratmeter große Areal und vor allem die riesigen Werkhallen hatten ihn fasziniert, so dass er den erheblichen Aufwand auf sich nahm, um für seine tonnenschweren Skulpturen einen einmaligen Standort zu schaffen. 2001 zog er mit seiner Ehefrau Camilla nach Obereichstätt, wo er bis zu seinem Tod im Februar 2017 an seinen Projekten arbeitete. Zu dem Skulpturenpark, der 2001 als „Open-Air-Lager“ für seine Monumentalwerke dient, gehören verschiedene Ausstellungsräume, darunter das „Glashaus“ mit Installationen, das Papierhaus für seine Modelle und Zeichnungen sowie eine große Ausstellungshalle für einige seiner Werke. Die Ausstellungshalle, die 2013 eröffnet wurde, ist die größte im Privatbesitz in Deutschland. Der Boden ist so konzipiert, dass er pro Quadratmeter bis zu 100 Tonnen Gewicht tragen kann. Der hohe Standard und die Ausmaße sind mit der „Tate Modern“ in London und dem „Guggenheim Museum“ in Bilbao vergleichbar. 

Der Skulpturenpark erfreut sich zusätzlich der Beliebtheit als ein Veranstaltungsort für Konzerte vor der unvergleichlichen Kulisse im Steinbruch aus Jura-Kalkstein. Aus Sicherheitsgründen ist die Besichtigung der Skulpturenparks nur im Rahmen von Führungen möglich. (HaGa)