Drei Fragen zur Wahl, Herr Scharpf
Vor der Stichwahl um das Amt des Ingolstädter Oberbürgermeisters haben wir an beide Stichwahl-Kandidaten die selben drei Fragen geschickt. Lesen Sie hier die Antworten von Christian Scharpf, SPD.
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Mit welchen Argumenten möchten Sie die Wähler jetzt in der Stichwahl von sich überzeugen?
Ingolstadt braucht einen politischen Neuanfang. Nach 48 Jahren CSU-Regentschaft wird es Zeit für den Wandel. Block- und Lagerbildungen im Stadtrat müssen ein Ende haben. „Regierung“ und „Opposition“ haben in einem Stadtrat nichts zu suchen. Es müssen alle Parteien mitgenommen, ernst genommen und gehört werden mit dem Ziel einer sachorientierten Zusammenarbeit zum Wohle der Bürgerinnnen und Bürger und nicht zur Durchsetzung von Partei- und Machtinteressen.
Ich habe 15 Jahre Erfahrungen in einem Rathaus, u.a. als persönlicher Mitarbeiter des Oberbürgermeister, zuletzt in leitender Funktion als Stadtdirektor im Direktorium der Landeshauptstadt München. Lange Einarbeitungszeiten wird es mit mir deshalb nicht geben. Ich weiß, wie Krisen in einer Großstadt gemanaged werden müssen, was angesichts der Corona-Krise von hoher Bedeutung ist.
Es geht bei der Entscheidung am 29.3. nicht nur um die nächsten Monate, sondern um eine Weichenstellung und um eine Richtungsentscheidung für die nächsten sechs Jahre. Ingolstadt steht vor großen Herausforderungen, in der wirtschaftlichen Entwicklung, bei der Sicherung von Arbeitsplätzen, bei der Stadtentwicklungsplanung, in der Verkehrspolitik und für einen viel stärkeren öffentlichen Personennahverkehr, für bezahlbaren Wohnraum, einer sozialen Politik, v.a. für Ältere und Schwächere und nicht zuletzt auch und vor allem in der Kultur, die als sog. weicher Standortfaktor bislang völlig unterschätzt wird.
Sechs Parteien unterstützen meine Wahl zum Oberbürgermeister in der Stichwahl. Das schließt eine Zusammenarbeit mit den übrigen Parteien nach der Wahl nicht aus. Im Gegenteil: Nur mit einer breiten Zusammenarbeit im von den Wählerinnen und Wählern gewünschten politisch bunten Stadtrat können wir die Herausforderungen der kommenden Jahre meistern. Hierzu lade ich alle herzlich ein.
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Wegen des Corona-Virus ist ausschließlich Briefwahl möglich. Wie schätzen Sie die Lage hinsichtlich der Wahlbeteiligung und Ihrer Chancen ein?
Die Wahlbeteiligung am 15.3. kann uns nicht zufrieden stellen. Durch die automatische Zusendung von Briefwahlunterlagen an alle Wählerinnen und Wähler erhoffe ich mir eine deutlich höhere Wahlbeteiligung.
Durch die Tatsache der Briefwahl sehe ich meine Chancen in der Stichwahl weder erhöht noch vermindert. Die Corona-Krise wird die Wahl aus meiner Sicht nicht entscheiden, da die Bürgerinnen und Bürger sehr genau differenzieren werden, dass es am 29.3. nicht nur um eine kurzfristige Krisenbewältigung geht, vor der im Moment tausende Bürgermeister in ganz Deutschland stehen, die ihren Job machen müssen. Vielmehr geht es am 29.3. um eine grundsätzliche Weichenstellung für die nächsten sechs Jahre.
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Was werden Sie nach dem Bekanntwerden des Abstimmungsergebnisses als erstes machen?
Mich freuen wenn es für mich gut ausgeht. Wenn nicht, das Wählervotum einfach akzeptieren. Im Falle meiner Wahl geht es dann auch gleich an die Arbeit, denn eine große Feier kann es angesichts der Corona-Krise natürlich leider nicht geben.