Fleißer-Preisträgerin gestaltet Literaturtage-Programm
Die 27. Ingolstädter Literaturtage vom 30. April bis 11. Mai sind der Startschuss für ein neues Konzept. Künftig werden die jeweils aktuellen Marieluise-Fleißer-Preisträger/-innen einen Teil des Festivals gestalten. Den Anfang macht Iris Wolff, die ein kleines Festival im Festival präsentiert.
Im Interview mit IN-direkt spricht sie über diese besondere Aufgabe:
Programm der 27. Litertaturtage vom 30. April bis 11. Mai:
Donnerstag, 30. April, 19.30 Uhr, Stadttheater, Kleines Haus
Doris Dörrie
Leben, schreiben, atmen
„Schreiben heißt die Welt einatmen“ – für Doris Dörrie ist Schreiben eine Methode intensiver zu leben, innezuhalten, sich zu erinnern, sich und die Welt besser kennenzulernen. Die Autorin und Regisseurin lädt uns ein, das Glück des täglichen Schreibens mit ihr zu teilen: Einfach loszuschreiben, über das eigene Leben, und dabei auf Scham, Angst, Selbstzweifel und Rechtschreibregeln zu pfeifen. Sie zeigt wie es geht und erzählt mit Leidenschaft, Humor und großer Offenheit von Kindheitserinnerungen, fremden Orten, verlorengegangenen Gegenständen und Menschen, Freundschaften und Obsessionen. Und so ist „Leben, schreiben, atmen“ auch das Porträt einer furchtlosen und inspirierenden Frau, die uns Mut macht weiter zu atmen, weiterzuschreiben und weiterzumachen, egal, was das Leben bringt.
Freitag, 1. Mai, 20 Uhr, Harderbastei
Mehrdad Zaeri
Ein Abend mit Illustration und Erzählung
Im Gespräch mit Iris Wolff
Mehrdad Zaeri arbeitet mit dem Zufall. Es gibt keinen Strich auf dem Papier, der ein Fehler sein könnte. An diesem Abend gibt der Illustrator einen Einblick, wie seine Kunstwerke entstehen, zeichnet live und berichtet über sein Leben als freischaffender Künstler. Mehrdad Zaeri hat zahlreiche preisgekrönte Kinderbücher illustriert, seine Wandkalender haben Kultstatus, er arbeitet für Magazine, fertigt Illustrationen für Bücher sowie Zeichnungen fürs Theater an. Es gibt kaum ein Thema, dem er sich nicht widmet: die Kraft der Träume, Krieg, Migration, Demokratie, Heimat, Religion, Verlust, Tod, Erinnerung; und kaum ein Material, auf dem seine Bilderwelten nicht entstehen, sei es Papier, Haut oder Häuserfassaden.
Iris Wolff: „Mehrdad Zaeris Bilder haben einen eigenen Zauber. Sie sind unverwechselbar in ihrer Schwebe zwischen Melancholie und Menschenkenntnis, Humor und Humanität. Es ist ein Erlebnis, ihn live zeichnen zu sehen, und ich freue mich mit ihm über seine Vorbilder, die Flucht aus dem Iran, und über seinen Weg als Künstler zu sprechen.“
Diese Lesung findet in Kooperation mit dem Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Oberbayern Nord & Ingolstadt e. V. statt.
Samstag, 2. Mai, 10.30 Uhr und 15.30 Uhr, Kap94
Kap der Kinder goes Literaturtage: Paul Maar und das Troll-Trio. Eine musikalische Lesung.
Der kleine Troll Tojok
Tojok heißt unser kleiner Held. Er ist ein Troll und lebt zusammen mit seinen Eltern in einem kleinen Haus am Hang. Inzwischen sind zwei Bände der Troll-Geschichten erschienen. Paul Maar schreibt gerade den dritten Band. Der Titelheld versteht die Sprache der Tiere, sein bester Freund ist der Kater Mommo, ein echter Wildkater. Zusammen durchstreifen sie den Trollwald und erleben dort Abenteuer mit verschiedenen, harmlosen oder gefährlichen, Tieren und lernen schließlich das Trollmädchen Smilla kennen, das im verborgenen Tal lebt, zusammen mit ihrer Großmutter, der alten Hulla, und einer weißen Katze mit buschigem Schwanz.
Bei dieser musikalischen Kinderlesung im Rahmen eines KAP der Kinder erzählt Paul Maar die Geschichte von Troll Tojok und seinem besten Freund, dem Wildkater, und singt zusammen mit Konrad Haas und Wolfgang Stute eigens dafür geschriebene und komponierte Lieder.
Das KAP der Kinder in der Kunst- und Kulturwerkstatt KAP94 ist das Kinder- und Familienveranstaltungsformat des KulturKAP e. V. In gemütlicher Atmosphäre des alten Festungsbaus im Künettegraben bietet es ein Programm für Kinder zum Zuschauen und Mitmachen. Jedes KAP der Kinder wird von Kunstschaffenden unterschiedlicher Künste entwickelt und umgesetzt. Eine bunte Durchmischung der Kunstformen und Einiges zum Entdecken erwartet die kleinen Besucher.
Für Kinder ab 5 Jahren.
In Kooperation mit dem KulturKAP e.V.
Sonntag, 3. Mai, 11 Uhr, Stadtbücherei im Herzogskasten
Preisverleihung
Schülerschreibwettbewerb – Thema Freiheit
Im Rahmen des diesjährigen Schülerschreibwettbewerbs ließen die Schüler/-innen ihrer Kreativität zum Thema Freiheit freien Lauf. Die Jury erhielt erneut viele kreative und interessante Geschichten zu lesen. Und wie immer bedurfte es so mancher Diskussionen, bis die Preisträger/-innen feststanden.
Unterschieden wurde bei der Wertung in drei Altersgruppen: Schüler/-innen der 4. bis 6., 7. bis 9. sowie 10. bis 12. Klasse. Ein besonderer Dank gilt den Jurymitgliedern Heike Marx-Teykal (Stadtbücherei), Eva Krause-Geitner (Hugendubel), Christian Silvester (Lokalredaktion Donaukurier) und Peter Zanker (Referendariat im Schulbezirk Donau-Ries), die die Vielzahl an schönen und ideenreichen Beiträgen gelesen, bewertet und die Sieger/-innen ausgewählt haben. Am Sonntag, 3. Mai, verleiht Kulturreferent Gabriel Engert die Preise und Urkunden an die Preisträger/-innen.
Eintritt frei
Dienstag, 5. Mai, 19.30 Uhr, Deutsches Medizinhistorisches Museum, Arzneipflanzengarten (bei schlechtem Wetter im Seminarraum)
Marica Bodrozic
Das Wasser unserer Träume
Im Gespräch mit Julia Knapp, Literaturwissenschaftlerin
Er hat keinen Namen. Und er kann nicht sprechen. Ein ganzes Jahr lang liegt der Namenlose im Koma und übt sich im Erwachen. Mit der Rückkehr in die Welt verbinden sich auf unerwartete Weise seine Sinne. Er erlangt die Fähigkeit, sich umfassend zu erinnern. Ein Unfall, so scheint es, hat ihn in diese rätselhafte Situation gebracht. Er kann seinen Körper nicht bewegen, aber er ist sich dennoch seiner selbst bewusst – und nicht nur das, er kann sowohl die Gedanken als auch die Sehnsucht der anderen lesen. In dieser „höheren Heimat“ beginnt er zu ahnen, dass er noch einmal ins Leben und in seinen Körper zurück darf.
Mit sprachlicher Brillanz begibt sich Marica Bodrozic mit ihrem Protagonisten auf eine Reise in faszinierende geistige Landschaften und erzählt, was im Leben bleibt – und worauf es am Ende ankommt.
Iris Wolff: „Diesen Roman habe ich langsam gelesen, wie etwas Kostbares. Er beschenkt seine Leserinnen und Leser mit vielen wundervollen Bildern und Einsichten, und ist für mich der Beweis, dass Kunst immer aus etwas entsteht, das größer ist, als wir. Einige meiner Lieblingssätze sind: Nichts geschieht grundlos, ganz besonders nicht das Glück. Hat jeder eine Welt für sich oder teilen wir die gleiche im Schweigen? Oder: Die Vergangenheit arbeitet gegen die Verwandlung.“
Mittwoch, 6. Mai, 19.30 Uhr, Altstadttheater
Zsuzsa Bánk
Schlafen werden wir später
Im Gespräch mit Julia Knapp, Literaturwissenschaftlerin
Die Schriftstellerin Márta lebt mit Mann und drei Kindern in einer deutschen Großstadt. Obwohl sie ihre Kinder über alles liebt, kämpft sie jeden Tag darum in ihrem Leben nicht unterzugehen und ihre Arbeit gegen die Zumutungen des Alltags zu verteidigen. Ihre Freundin Johanna hingegen, mit der sie seit früher Kindheit eine innige Freundschaft verbindet, ist Lehrerin im Schwarzwald und kinderlos. Statt mit ihrer Doktorarbeit über Annette von Droste-Hülshoff weiter zu kommen, kämpft sie mit den Gespenstern ihrer Vergangenheit. Jetzt, mit Anfang 40, liegt die Mitte des Lebens hinter ihnen, Lebensweichen sind gestellt, wichtige Entscheidungen getroffen, ist ein Richtungswechsel nicht mehr vorgesehen. Aber soll das alles gewesen sein? Márta und Johanna schreiben einander E-Mails von großer Tiefe, Offenheit und Emotionalität.
Zsuzsa Bánks Roman ist eine Feier der Freundschaft und des Lebens.
Iris Wolff: „Zsuzsa Bánk schreibt Geschichten von großer Gegenwärtigkeit und zugleich Zeitlosigkeit, in einem ganz eigenen, poetischen Ton. Egal, welchen Herausforderungen die Figuren begegnen, die Sprache bleibt immer Rückzugsort und Hoffnung, eine wahrhaftige Ansicht des Lebens zu finden.“
Donnerstag, 7. Mai, 19.30 Uhr, Studio Famos
Matthias Politycki
Das kann uns keiner nehmen
Moderation: Dirk Kruse, BR
„Das kann uns keiner nehmen“ ist Matthias Polityckis bislang persönlichster Roman und zugleich eine Hommage an Afrika. Er erzählt von einer Männerfreundschaft im Angesicht des Todes, von der großen Liebe und wie zwei gegensätzliche Menschen wider Willen miteinander ins Gespräch kommen. Und zu einem Roadtrip aufbrechen, der ihnen jede Menge Ärger einbringt – und manch unverhoffte Erkenntnis über sich selbst und das Leben. Am Gipfel des Kilimandscharo: Hans, ein so zurückhaltender wie weltoffener Hamburger, ist endlich da, wo er schon ein halbes Leben lang hinwollte. Hier will er endlich mit seiner Vergangenheit ins Reine kommen. Doch am Grunde des Kraters steht bereits ein Zelt: Dort hockt Tscharli, ein Ur-Bayer – respektlos und mit unerträglichen Ansichten. In der Nacht bricht ein Schneesturm herein und schweißt die beiden zusammen. Als sie sich schließlich die Geschichte ihrer großen Liebe anvertrauen, erkennen sie, dass sie mit dem Leben noch eine Rechnung offen haben. Doch der Tod fährt in Afrika immer mit, und nur einer der beiden wird die Heimreise antreten.
Freitag, 8. Mai, 19 Uhr, Neue Welt
27. Literarische Nacht
Ingolstädter Autorenkreis
Ein etablierter Programmpunkt im Rahmen der Literaturtage ist die Literarische Nacht, die sich sowohl bei den Mitgliedern des Ingolstädter Autorenkreises als auch dem Publikum großer Beliebtheit erfreut. Autorinnen und Autoren aus der Region betreten hierbei die Lesebühne und gewähren der Öffentlichkeit Einblick in ihr literarisches Schaffen. Durch den Wechsel sehr unterschiedlicher Textausschnitte mit Live-Musik verspricht es ein kurzweiliger, unterhaltsamer Abend zu werden.
In diesem Jahr lesen: Fitnat Ahrens, Susanne Feiner, Martina Funk, Michael von Benkel, Jens Rohrer, Gisela Geiseler, Dominik Neumayr, Susanna Rasch, Cinzia Tanzella, Alexander Bally. Zudem tragen die jeweils Erstplatzierten der beiden höheren Altersgruppen beim Schanzer Schülerschreibwettbewerb ihre prämierten Geschichten vor. Durch den Abend führen Michael von Benkel und Jens Rohrer.
Musikalisch umrahmt wird die diesjährige Literarische Nacht von der Claudius Konrad Band, in deren Musik ein Kontrast zwischen Songpoesie und Jazz entsteht. Beats, Bass, pulsierende und sphärische Gitarrensounds und darin eingebettet, Claudius' Stimme.
Musiker:
Tom Sendtner – Bass
Quirin Birzer – Drums
Claudius Konrad – Gesang, Gitarre
Ingolstädter Autorenkreis:
Der Ingolstädter Autorenkreis ist ein freier Zusammenschluss von Autorinnen und Autoren aus Ingolstadt und der Region. Regelmäßig treffen sich die Mitglieder, um sich über ihre Texte auszutauschen und eine aktive sowie kreative Textentwicklung anzuregen. Dabei sind den Autorinnen und Autoren in Sachen Genre keine Grenzen gesetzt. Auf diese Weise entsteht nicht nur ein Konglomerat an verschiedenen Schreibstilen und Gattungen, sondern auch ein Ort, an dem die literarische Phantasie und Experimentierfreude wachsen und mitreißen kann. In der Literarischen Nacht tragen Mitglieder der Gruppe ihre Texte vor und erlauben dem Publikum so, in die gesamte Bandbreite ihrer literarischen Arbeit einzutauchen.
Eintritt frei
Samstag, 9. Mai, 20 Uhr, Kamerariat
Michael Lüders
Die Spur der Schakale
Moderation: Dr. Thomas Kraft, Literaturagent
Michael Lüders hat einen packenden, schockierend realistischen Politthriller geschrieben: Wer wissen will, wer die Welt regiert, muss nur der Spur des Geldes folgen. An einem eiskalten Osloer Wintermorgen liegt im Vorgarten von Berit Berglund, Chefin der Geheimdiensteinheit E 39, eine grotesk drapierte Leiche: Hauke Ingstad, zuletzt stellvertretender CEO des größten Staatsfonds der Welt. Als auch der Leiter des norwegischen Rechenzentrums, Erling Opdal, tot aufgefunden wird, kristallisiert sich heraus: Jemand hat es auf das Vermögen und den Datenschatz des ganzen Landes abgesehen. Mit ihrem Team, der deutschen Journalistin Sophie Schelling, und Harald Nansen, einem Geheimpolizisten pakistanischer Herkunft, nimmt Berit Berglund die Jagd auf, die bis in höchste Polizei- und Regierungskreise führt.
Sonntag, 10. Mai, 15 Uhr, baby & bombe
Kai Weyand
Die Entdeckung der Fliehkraft
Im Gespräch mit Iris Wolff
Von außen betrachtet ist Karls Leben in Ordnung, dennoch hat er das Gefühl, dass alles ins Wanken gerät: Die Nähe zu seiner Frau und seinem Sohn schwindet immer mehr, und auch die Beziehung zu seinem pflegebedürftigen Vater ist kompliziert. Zum Nachdenken über sein Leben bringen ihn nicht nur seine Schüler im Gefängnis, sondern auch Homer, ein ganz besonderer Junge, den er täglich auf seinem Weg zur Arbeit trifft. Und dann ist da Karoline, die er gar nicht wirklich kennt, an die er aber immer öfter denken muss. Aus einer spontanen Laune heraus schreibt er ihr und ist von ihrem intensiven Austausch über Schuld, Verantwortung, die Liebe und das Leben selbst überrascht.
Kai Weyand zeichnet in seinem Roman eigenwillige Figuren und beweist dabei viel Sinn für Komisches und Skurriles. Er erzählt von Freundschaft, Beziehungen, und der Kraft, mit der Gedanken und Entscheidungen auf das eigene Leben wirken.
Iris Wolff: „Kai Weyands humorvolle, zutiefst ehrlich-reflektierte Sprache trifft einen ins Herz. Dieses Buch ist eine Einladung, über die fließenden Grenzen von Wirklichkeit und erträumter Welt nachzudenken. Freuen Sie sich auf die Szene, als Karl mit den Insassen des Gefängnisses Rilkes Gedicht ‚Der Panther‘ bespricht.“
Montag, 11. Mai, 19 Uhr, Neue Welt
Abschlussabend
Poetry Slam
Poetry Slams, die Dichterwettkämpfe der Gegenwart, erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit. Mit selbstverfassten Texten, einem vorgegebenen Zeitlimit, ohne Hilfsmittel, dafür aber mit viel Leidenschaft, treten die Poeten/-innen gegeneinander an. Das Publikum oder eine Jury bestimmen den Sieger / die Siegerin des Abends. Das Format bietet für den literarischen Nachwuchs vielfältige Möglichkeiten, um sich mit dem Thema Poesie zu befassen. Um junge Dichter/-innen zu fördern, gibt es auch in diesem Jahr einen Poetry Slam Workshop an teilnehmenden Ingolstädter Gymnasien. Die Workshopleitung übernehmen die zwei aktiven und erfahrenen Poetry Slammer Pauline Füg und Tobias Heyel. Zum Abschluss der Kurse präsentieren die Teilnehmer/-innen am 11. Mai in der Neuen Welt ihre Texte erstmals der Öffentlichkeit.
Tickets sind erhältlich in allen DK-Geschäftsstellen, in der Tourist Information am Rathausplatz (Moritzstraße 19), im Westpark Ingolstadt und über www.eventim.de.