Nicht zum Arzt rennen, sondern zum Telefon
Sondersitzung des Ingolstädter Stadtrats zum Thema „Corona Virus“.
Volles Haus im großen Sitzungssaal des Neuen Rathauses: Nicht nur die Stadträte waren gekommen, um sich in einer Sondersitzung über den aktuellen Stand in Sachen Covid-19, auch „Cornavirus“ genannt, informieren zu lassen. Dazu waren eine ganze Reihe an Experten und Referenten „angerückt“, um über die unterschiedlichen Konzepte und Planungen Auskunft zu geben, die aktuell bereits greifen und im Fall eines Falles greifen würden.
Bereits am 27. Februar ist dazu in Ingolstadt eine Koordinationsgruppe „Corona“, bestehend aus Vertretern von Klinikum Ingolstadt, Ärztlichem Kreisverband, der Integrierten Leitstelle, dem Staatl. Schulamt, verschiedenen Referate und Dienststellen der Stadt, dem Presseamt und dem Beteiligungsmanagement ins Leben gerufen worden. „Diese Koordinationsgruppe stimmt sich täglich ab,“ erklärte Oberbürgermeister Christian Lösel. Außerdem stimme man sich am Dienstag Morgen mit den Gremien der Region ab. Bereits am 7. Februar ist in Ingolstadt eine 24 Std- Rufbereitschaft eines Amtsarztes eingerichtet worden.
Gesundheitsreferent Dr. Rupert Ebner informierte über Ausbreitung des Virus, Klassifizierungen, Übertragungswege und Risikogebiete: „Neu dazu gekommen ist jetzt die Lombardei.“ Bestehende Pandemiepläne würden derzeit aktualisiert. „Kein Mediziner auf der Welt weiß, wie es weiter geht. Es geht nicht um ein Abschalten sondern um die Eindämmung,“ so Ebner. Dabei könne Covid-19 auch übertragen werden, wenn der Infizierte keinerlei Krankheitssymptome zeige. Verdachtsfälle müssen an das Gesundheitsamt gemeldet werden.
Grundsätzlich sei es nicht ratsam, zum Hausarzt zu gehen, sondern sich bei ihm telefonisch zu melden: „Nicht zum Arzt rennen, sondern zum Telefon“, so Ebner. Wartezimmer mit Infizierten wären kontraproduktiv und würde nur zu einer weiteren Ausbreitung führen.
Wer zählt zur Kategorie I (höheres Infektionsrisiko)?
• Personen mit engem persönlichen Kontakt z. B. im Rahmen eines Gesprächs (kumulativ mindestens 15-min. Gesichtskontakt / face-to-face)
• Personen aus Lebensgemeinschaften im selben Haushalt
• Personen mit direktem Kontakt zu Sekreten oder Körperflüssigkeiten (insbesondere eines bestätigten Covid-19-Falls)
• Medizinisches Personal mit Kontakt zu einem bestätigten Covid-19-Fall
• Personen eines bestätigten Covid-19-Falls im Flugzeug (Crewmitglieder oder Sitzplatz 2 Reihen vor / hinter dem bestätigtem Fall)
Diese Personen werden in jedem Fall auf Covid-19 untersucht (Labortest).Der Nachweis des Virus erfolgt meist über einen tiefen Nasen-/Rachenabstrich und wenn möglich aus den tiefen Atemwegen (Sputum oder Bronchoskopie). Die Personen werden für 14 Tage nach Kontakt zum bestätigten Fall häuslich abgesondert und durch das Gesundheitsamt überwacht, sie sollen Körpertemperatur (2x tgl.) messen, auf mögliche Symptome achten und tägliche Kontakte aufzeichnen. Wichtig ist eine Vermeidung unnötiger Personenkontakte, kein Besuch von öffentlichen Veranstaltungen oder Einrichtungen und Personenkontakte in der Familie sind auf ein Minimum zu reduzieren.
Der Nachweis des Virus erfolgt meist über einen tiefen Nasen-/Rachenabstrich und wenn möglich aus den tiefen Atemwegen (Sputum oder Bronchoskopie).
Kategorie II (geringeres Infektionsrisiko):
• Personen, die sich im selben Raum wie ein bestätigter COVID-19-Patient aufhielten (Klassenzimmer, Arbeitsplatz)
• Familienmitglieder, die keinen engen Kontakt hatten (Grenze z. B. 15-min. Gespräch) • Laborpersonal, welches mit dem Virus arbeitet
• Medizinisches Personal, welches sich im selben Raum wie ein COVID19-Patient aufhielt. Distanz von 2 Metern wurde dabei nie unterschritten.
• Medizinisches Personal mit Kontakt < 2 m (z. B. bei Pflege), wenn während des gesamten Kontakts Schutzkleidung getragen wurde
Soweit es die Verhältnisse vor Ort und der klinische Zustand es zulassen, kann die Person bis zum Erhalt des Untersuchungsergebnisses vor Ort (häuslich, im ambulanten Setting etc.) isoliert werden, aber es sind u.a. keine engen familiären Kontakte zu Hause zugelassen. Nach aktuellem Wissensstand ist eine Entisolierung und / oder Entlassung eines Covid-19-Erkrankten frühestens nach 14 Tagen vertretbar, vorausgesetzt, alle nachfolgenden Kriterien sind erfüllt:
• Fieberfrei seit mind. 48 Std.
• Symptomfreiheit seit mind. 24 Std. bezogen auf die Covid-19-Erkrankung
• 2 negative Covid-19- PCR Untersuchungen im Abstand von 24 Std. (Nasen-/Rachenabstrich)
Der ärtzliche Direktor des Ingolstädter Klinikums, Dr. Andreas Tiete erklärte, das Klinikum habe sich gut auf die Versorgung von Patienten eingerichtet. Die Prävention sei nicht die Aufgabe des Klinikums. Das Haus verfüge über eine Infektiologische Station mit 40 Betten, zwei Zimmer seien sogar mit einer Abluftanlage für hoch kontaminöse Patienten (was bei Covid-19 aber nicht der Fall ist) ausgestattet: „Wir haben auch eine Arbeitsgruppe gebildet, sie sich täglich trifft, dazu erarbeiten wir einen Pandemieplan.“ Außerdem finde am Donnerstag eine Mitarbeiterveranstaltung für den Umgang mit Covid 19 Patienten statt. Im Januar wurden bereits Masken und Schutzanzüge angeschafft. „Das Klinikum ist bereit, falls wir Patienten in unserem Haus versorgen müssen.“
Im weiteren Verlauf der Sitzung ging es um zusätzliche Desinfektionsmaßnahmen etwa an den Schulen, aber auch im Stadttheater, die Kommunikation mit Kitas und Schulen, die Information städtischer Mitarbeiter, die Kommunkation mit den Hausärzten, Pläne für Schichtausfälle bei Feuerwehr o.ä. und auch ums Geld: 100 000 Euro wurden bislang für Schnellmaßnahmen in einer neuen Haushaltsstelle beim Gesundheitsamt zur Verfügung gestellt. Zudem werde gerade eine List mit Veranstaltungen erstelle, die in nächster Zeit in Ingolstadt stattfinden, um dann darüber zu beraten, welche Events eventuell abgesagt werden.
„Es gibt keine Schutzmasken mehr und kein Desinfektionsmittel, da hat der Gesundheitsminister total versagt,“ bemängelte Stadtrat Dr. Anton Böhm. Er appellierte dafür, keine Besuche in den Altenheimen mehr zu zulassen und auch niemandem die Hand zu geben. Er warnte: „Insgesamt werden wir ein Problem bekommen!“ Rupert Ebner meinte hingegen: „Bitte den Ball flach halten!“
Auf der Internetseite der Stadt Ingolstadt sind unter www.ingolstadt.de/corona Informationen zur Infektionskrankheit und weiterführende Links zu generellen Fragen und Antworten hinterlegt.
Das Bayerische Gesundheitsministerium hat zudem eine Hotline für Bürgerinnen und Bürgern eingerichtet: Coronavirus-Hotline: 09131/6808-5101