Der neue Oberbürgermeister von Ingolstadt
Dr. Michael Kern ist der neue Oberbürgermeister von Ingolstadt. Der Sympathieträger der CSU hat seiner Partei gezeigt, wie man Wahlen gewinnt. Während er selbst bis 2032 gewählt wurde, folgt im Jahr 2026 eine Neuwahl des gesamten Stadtrats. Derzeit verfügt die CSU über keine Mehrheit in diesem Gremium. Kern muss sich daher, wie auch sein Amtsvorgänger Christian Scharpf, um Mehrheiten bemühen. Dabei muss er auf die Stadträte anderer Parteien zugehen. Die Situation könnte sich natürlich für ihn ab 2026 vereinfachen, wenn die CSU aus den Kommunalwahlen gestärkt hervorgehen sollte.
Dem künftigen Oberbürgermeister muss daher daran gelegen sein, dass die Partei mit einer starken Liste zur Kommunalwahl antritt.
Herr Dr. Kern, zunächst herzlichen Glückwunsch zur Wahl zum Oberbürgermeister. Was hätten Sie vor einem Jahr gesagt, wenn jemand behauptet hätte, Sie würden am 1. März 2025 das Amt des Oberbürgermeisters übernehmen?
Gute Idee! Aber im Ernst: zwar hält das Leben bekanntlich immer wieder mal unglaubliche Wendungen bereit, aber das hätte ich für unrealistisch eingeschätzt.
Die CSU-Mitglieder haben Sie basisdemokratisch gegen den Willen einiger Mitglieder des Kreisvorstands und prominenter Altvorderer als OB-Kandidaten nominiert. Sie erhielten von den Ingolstädter Bürgern im ersten Wahlgang bereits 46,7 Prozent der Stimmen. 2020 brachte es der CSU-Kandidat als amtierender OB im ersten Wahlgang auf 33,7 Prozent. Die Basis der Partei hatte also ein Gespür dafür, dass Sie nicht nur gut sind, sondern auch Wahlen gewinnen. Wird sich dieser Trend bei der Aufstellung der Stadtratsliste fortsetzen? Erwarten Sie auch hier von der Basis frischen Wind für das Partei-Establishment?
Als CSU sind wir eine starke Volkspartei mit breiter Verankerung in der Bevölkerung und vielen talentierten Politikerinnen und Politikern. Mit diesem Pfund werden wir sicher eine überzeugende Stadtratsliste hinbekommen.
Wenn Sie am 1. März als Oberbürgermeister ins alte Rathaus einziehen, werden Sie ein leeres Büro vorfinden. Ihr Amtsvorgänger Christian Scharpf hatte eigene Möbel mitgebracht. Greifen Sie auf die Möblierung der Ära Lösel zurück oder richten Sie sich auch mit eigenen Möbeln ein?
Die Möblierung werde ich individuell aussuchen, wobei ich grundsätzlich eine modern- funktionale Einrichtung bevorzuge.
Christian Scharpf hatte als erster Ingolstädter Oberbürgermeister zur eigenen Entlastung einen persönlichen Mitarbeiterstab geschaffen. Das sind lauter stramme Sozialdemokraten. Vermutlich wird es hier Änderungen geben?
Mal schauen, die Organisation und Aufstellung gerade auch in meinem persönlichen Arbeitsumfeld werde ich mit Beginn der Tätigkeit zeitnah festlegen.
Ihre CSU verfügt im Stadtrat über keine Mehrheit. Bei welchen anderen Gruppierungen werden Sie zunächst anklopfen, um für Sparbeschlüsse und andere Entscheidungen eine Mehrheit zu bekommen? Spielen die Freien Wähler vielleicht jetzt eine stärkere Rolle als unter Scharpf?
Die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat bleiben jetzt bekanntlich unverändert, deswegen möchte ich ähnlich wie bisher an die Sache herangehen und setze auf möglichst breiten Konsens.
Werden Sie versuchen, eine Art Koalition zu schmieden, wie es unter OB Lösel mit der Zusammenarbeit von CSU und Freien Wählern der Fall war oder suchen Sie sich wechselnde Mehrheiten für ihre politischen Vorhaben?
Wie erwähnt werden die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat im Grunde jetzt unverändert bleiben, weswegen wir natürlich für die einzelnen Projekte jeweils eine Mehrheit organisieren müssen.
Wie ist Ihr Kontakt zur Fraktion der Grünen? Die stellen immerhin eine Bürgermeisterin.
Der Kontakt zu den Grünen ist gut.
Nach 100 Tagen im Amt werden wir Sie wieder um ein Interview bitten. Welche Vorhaben, glauben Sie, könnten Sie bis dahin schon umgesetzt haben?
Vordringlich sollte der Haushalt 2025 dann beschlossen sein und die Task-Force Schule, besetzt mit bestehendem Personal, ist dann bereits erfolgreich aktiv und sorgt für mehr Effizienz im Schulbau.
Wir danken Ihnen für das Interview. (HK)