closed but open : große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus
Das Museum für Konkrete Kunst und Design wird – wenn alles gut geht – endlich in etwa einem Jahr seinen neuen Standort am ehemaligen Gießereigelände beziehen. Bis es aber so weit ist, gibt es noch sehr viel, vor allem auch für Restauratoren, zu tun. Das Museum hat 15.000 Objekte, die vor dem Umzug gesichtet und gegebenenfalls auf Hochglanz gebracht werden müssen. Eine Arbeit, die in der Regel im Verborgenem, nämlich in den Depots, stattfindet. Dr. Rhode und ihr Team gehen nun einen anderen Weg und wollen Interessierte an dem Transformationsprozess partizipieren lassen.
Restaurierung eine wichtige Säule der Museumsarbeit
Daher laden sie alle ein unter dem Motto „closed, but open“ jeweils Mittwochs zwischen 10.00- 17.00h in der Tränktorstraße vorbei zu kommen und den Restauratoren über die Schulter zu schauen und mit den Fachleuten auch ins Gespräch zu kommen. Wie der alljährliche Tag der Restaurierung zeigt, ist das allgemeine Interesse an diesem Thema groß, selbst wenn auch da nur ein Ausschnitt dieser Arbeit gezeigt werden kann, denn vieles bleibt trotzdem im Verborgenem: wie präventive Konservierung, Lagerkontrolle oder Inventarisierung. Restaurierung ist eine der wichtigsten Säulen der Museumsarbeit. Am Beispiel des Objektes des Künstlers Hans Jörg Glattfleder wird aufgezeigt, wie komplex die Arbeit ist: Der Farbverlauf der Pyramiden besteht aus Acryl-Siebdruck und reagiert äußerst empfindlich, so dass selbst ein winziger Klebeklecks die Farbe ruiniert hätte. Obwohl der Künstler noch lebt und man im engen Kontakt mit ihm stand, bedurfte es trotzdem einer zweimonatigen, intensiven Recherche, bis man sich an die eigentliche Arbeit machen konnte. Man entschied sich anschließend dafür die Pyramiden nicht mehr zu kleben, sondern zu klammern. Das hat auch den Vorteil, dass im Bedarfsfalle ein einzelnes Element herausgenommen werden kann. Aber auch der Umstand, das Werk auf den Kopf stellen zu müssen, bedeutete wegen der Empfindlichkeit des Materials eine große Herausforderung. An diesem Beispiel wird deutlich, dass Restaurierungsarbeit ein extremes Fachwissen erfordert.
Herausforderungen Moderner Kunst
Da gerade Moderne Kunst mit unterschiedlichsten Materialien arbeitet, sind Restauratoren häufig auf die Expertise spezialisierter Fachleute angewiesen, denn man kann sehr viel falsch machen. Denn gerade die Moderne Kunst und insbesondere Design, macht es den Restauratoren nicht einfach. Viele Künstler verwenden Alltagsmaterialien, die nicht für die „Ewigkeit“ ausgelegt sind. Die Aufgabe der Restauratoren besteht in diesen Fälle darin, zu bestimmen, wie lang der Zeitraum noch ist, in dem man das Objekt ausstellen kann. Anschließend existiert es nur noch als Zeitdokument. Die Restaurierung moderner Kunstwerke verlangt enormes Wissen über unterschiedlichste Materialien und deren Beschaffenheit. Für viele von ihnen gibt es keine Blaupause. Aber gerade Konkrete Kunst ist eine Konzeptkunst und sie funktioniert ausschließlich bei Perfektion. Eine Kleinigkeit kann das Konzept bereits ruinieren und die Aussage, die getroffen werden will, ist nicht mehr lesbar. Daher ist bei jedem Werk wichtig, alle notwendigen Bedingungen im Vorfeld zu klären.
In der Interimszeit bis zum Umzug bieten die Räume in der Tränktorstraße für die Restauratoren sehr gute Bedingungen für die Vorbereitung. Es ist geplant nicht nur Spezialisten verschiedener Disziplinen für die Tage des Offenen Labors einzuladen, sondern es werden zusätzlich noch Workshops mit interessanten Hintergrundinformationen angeboten. Das ganze Team freut sich über eine rege Teilnahme.
Fotos: Halbhuber-Gassner