Die Wasserrose: Ein Ingolstädter Paradies braucht Unterstützung
Ein Beitrag aus der aktuellen Printausgabe der IN-direkt
Reise zu einem versteckten Idyll inmitten der Innenstadt
Gut, ja fast zu gut versteckt liegt inmitten des Grüngürtels der Festungsanlagen rund um die Ingolstädter Innenstadt im Nord-Osten der Altstadt zwischen Feuerwache und Nordbahnhof ein wahrhaftiges kleines Paradies: Die Anlage der Wasserrose an der Rechbergstraße, dem Verein für Aquarium- und Vogelfreunde. Egal ob zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto – an der Anreise scheitert es sicher nicht. Hat man den etwas in die Jahre gekommenen Eingang aber erst einmal entdeckt, betritt man eine eigene Welt. Steigt man den Weg ins Herzen der Wasserrose hinab, blickt man in einen kleinen Garten Eden. Ein schöner Teich, groß angelegte Volieren für die Vögel und viele grüne und bunte Pflanzen, die den sonst so markant und dominant wirkenden Baustil der Festungsbauten fast vergessen machen.
Bereits 1952 fanden sich die Gründungsmitglieder hier zusammen und schufen sich sowohl außen als auch in den Innenräumen des dazugehörigen Festungsbaus ein zweites Zuhause. Für sich und natürlich auch die vielen Tiere, die hier leben und oft auch in verzweifelter Lage hier abgegeben und aufgenommen werden. In der bis heute gültigen Satzung des Vereins haben die Gründungsmitglieder beschrieben, was ihnen wichtig ist: Die Förderung von Natur und Umwelt und der Respekt vor jeglicher Kreatur, wie Martin Köster erzählt. Er ist seit einigen Jahren Mitglied und unterstützt den Verein in seiner Freizeit. Denn der Verein und damit die wundervolle Anlage hat, wie so viele andere Vereine auch, ein massives Problem: Die Überalterung der Mitglieder. Der Altersdurchschnitt liegt mittlerweile weit über 70 und die Vereinsaustritte erfolgen fast immer auf natürlichem Weg durch das Verscheiden der Mitglieder. Viele der Mitglieder haben ein enormes Wissen, über die Tiere und auch über den Erhalt der Anlage. Doch viele von ihnen sind leider körperlich nicht mehr in der Lage ihren Beitrag selbst zu leisten und sich einzubringen, weiß Martin Köster zu berichten, der selbst zu den jüngeren Vereinsmitgliedern zählt. Soll dieses Schanzer Kleinod also auch in Zukunft blühen und gedeihen ist eine Frischzellenkur im Bereich der Mitglieder und Unterstützer dringend nötig.
Einen ersten Einblick in die Anlage kann sich jeder immer dienstags und freitags ab 16.30 Uhr und sonntags schon ab 14.30 Uhr machen. Der Biergarten lädt im Sommer bei einem kühlen Getränk zum Verweilen ein und bei Kaffee und Kuchen hat man den Trubel der Welt draußen schon bald vergessen. Dabei kommt man auch immer schnell mit den anwesenden Mitgliedern ins Gespräch. Man erfährt vom frei umher stolzierenden Pfau, der nun schon seit 17 Jahren auch immer wieder Ausflüge in die Parkanlagen des Glacis in der Nähe macht und doch immer wieder gerne zurückkehrt. Oder von den etwa 80 bis 100 Vögeln, die ebenso wie die neun Schildkröten im Teich in friedlicher Co-Existenz mit Enten und Fischen im Außenbereich der Wasserrose leben. Auch die Fische in den Aquarien und die Tiere in den Terrarien werden täglich von den Vereinsmitgliedern liebevoll gepflegt und umsorgt. Auch das Veterinäramt schaut natürlich regelmäßig vorbei und kontrolliert die Bedingungen für die Tiere.
Dabei fallen dem Verein alleine durch die Heizung, die in den kalten Festungsmauern auch im Sommer laufen muss, oder durch die auch in Corona Zeiten gleichbleibende Pacht an den Freistaat Bayern, dem das Gelände gehört, hohe Fixkosten an. Da sind die Mitglieder froh, dass ihr gastronomisches Angebot und der Platz für Gäste so manche Geburtstagsfeier oder Veranstaltung das nötige Geld erwirtschaften kann. Da dies aber auch während Corona alles ausfallen musste, war die in jüngster Zeit realisierte „Audi Ehrensache“ ein wahrer Segen. Mit Hilfe der Audianer konnte eine neue Außenüberdachung im Biergartenbereich installiert werden. Als nächstes soll der Rundweg um den Teich wieder ertüchtigt und aufgewertet werden. Auch im Paradies gibt es eben immer etwas zu tun.
Für so manches Mitglied bietet die Anlage, die übrigens auch sechs Schrebergärten am Rande beinhaltet, die Möglichkeit den eigenen kleinen Balkon mit einem großen „Garten“ zu tauschen und dabei auch unter Menschen zu kommen. Zum Glück ist das inzwischen auch in der Wasserrose unter Einhaltung der Hygienevorgaben wieder möglich. Und so freuen sich neben den Mitgliedern auch eine Reihe von Stammtischen, hier wieder wie vor Corona zusammen kommen zu können. Auch die Ferienpassaktion bei der mit den teilnehmenden Kindern Vogelhäuschen gebaut wurden, soll es im nächsten Sommer auf jeden Fall wieder geben.
Wer all das unterstützen möchte, ist herzlich eingeladen, einmal selbst vorbei zu schauen, und sei es nur um eine Spende in Form von Salat, Gurken oder Paprika für die Tiere mit zu bringen und sich eine kleine Auszeit zu gönnen. Für den ein oder anderen wird es sicher die Entdeckung eines kleinen ungeahnten Paradieses werden, das so nah aber eben doch auch versteckt eine kleine „Reise“ wert ist. Die Wasserrose eben.
Fotos: Hans-Martin Kurka