Banken locken Neukunden mit attraktiven Zinsen
Banken locken Neukunden mit attraktiven Zinsen
Treue Bestandskunden gehen leer aus
Seit Jahren kannten Sparer in Deutschland nur eine Richtung, wenn es um die Entwicklung der
Zinsen für ihr Tagesgeldkonto oder Festgeld ging – nämlich nach unten. Dies ging sogar so weit,
dass zahlreiche Kreditinstitute ein sogenanntes Verwahrentgelt verlangten, wenn
Verbraucher*innen ihr Geld auf den Konten anlegten oder parkten. Die Zeiten haben sich
geändert. Heute locken Banken Neukunden wieder mit guten Konditionen. Bestandskunden
profitieren davon nicht.
Seitdem die Europäische Zentralbank (EZB) im vergangenen Jahr die Leitzinsen sukzessive
erhöht hat, erhalten Verbraucher*innen wieder Guthabenzinsen für ihre Spareinlagen und
Banken sind daran interessiert, frisches Geld von potenziellen Neukunden zu erhalten. Schließlich
können die Institute neben der regulären Kreditvergabe dieses Kapital auch bei der EZB parken
und erhalten dafür aktuell 3,5 Prozent an Zinsen pro Jahr. „Vergleichen wir diese Konditionen mit
den aktuellen durchschnittlichen Zinsen, die Verbraucher*innen derzeit für ihr Erspartes
erhalten, ist das sicherlich ein gutes Geschäft für die Kreditwirtschaft“, meint Markus Latta,
Fachteamleiter für Finanzdienstleistungen beim VerbraucherService Bayern im KDFB e.V.
(VSB). Laut der Auswertung des Vergleichsportals Verivox von Juni 2023 zahlen sogar 25 Prozent
von 730 untersuchten Kreditinstituten immer noch keine nennenswerten Zinsen für
Spareinlagen an ihre Kunden.
Es geht aber auch anders. Bei zumeist bekannten Onlinebanken erhalten Kunden für ein neu
eröffnetes Tagesgeldkonto vergleichsweise gute Konditionen von um die drei Prozent für die
ersten sechs Monate, danach werden die Zinsen den regulären Konditionen angepasst. „Leer
ausgehen die treuen Bestandskunden, denn diese speisen die Banken in der Regel mit den sehr
überschaubaren Guthabenzinsen ab“, berichtet Latta. Somit wird unter Bankkunden eine
Zweiklassengesellschaft eingeführt, die die Treue der langjährigen Kunden ausnutzt. „Wir raten
betroffenen Verbraucher*innen in diesem Fall ihr Geld bei einer anderen Bank anzulegen“, so
der Experte.